Unsere Prognose nach der Krise: Auswirkungen auf Führung, Mitarbeiterbindung und den Arbeitsmarkt generell

06.04.2020

Auch unser erster Reflex zu Beginn der Corona-Krise war: Kopf einziehen, Kosten runter, durchhalten und auf "den Tag nach der Krise" warten. Einen Tag lang haben wir das hinbekommen - und dann über den Haufen geworfen. Denn eins steht jetzt schon fest: niemand kann erahnen, wie lange die derzeitigen Ausnahmezustände noch andauern werden. Also konzentrieren wir uns auf das, was wir bereits vor der Krise erfolgreich gemacht haben und verfolgen dies jetzt mit Hochdruck: Online-Lernangebote bereitstellen, Remote-Assessments konzipieren und durchführen und Organisationen und Führungskräfte im digitalen Change auf Prozess- und Verhaltensebene begleiten. Denn eins ist sicher: nach der Krise wird es ein "davor" nicht mehr geben.

1. Hypothese: Die mit Sicherheit eintretenden Freisetzungen oder gar Insolvenzen werden enormes Potenzial an Personalbewegung auf dem Arbeitsmarkt nach sich ziehen. Ob nun notgedrungen oder freiwillig auf der Suche nach mehr sinnstiftenden Aufgaben: viele auch Hochqualifizierte machen sich zu neuen Arbeitgeber*innen auf. Und diese werden noch stärker als bisher von Bewerber*innen hinsichtlich Sinnstifung und Arbeitsplatzsicherheit überprüft. Dies stellt also noch höhere Anforderungen an ein gutes Employer Branding auf der einen und treffsichere, ökonomisch und ökologisch sinnvolle eignungsdiagnostische Verfahren auf der anderen Seite. Authentizität und Transparenz in der (digitalen) Bewerberansprache und schlanke (online-)Assessments bzw. flotte Rekrutierungsprozesse werden zum Wettbewerbsvorteil.

2. Hypothese: Führung und Organisationskultur zeigen jetzt zunehmend ungefiltert ihr wahres Gesicht. Führungskräfte und Organisationen, deren Handeln von "Micro-Management" und Anwesenheitskultur geprägt ist, offenbaren ihre Unfähigkeit, flexibel auf die nun durch die Krise notwendige Virtualisierung von Arbeit einzugehen. Home Office, Vertrauensarbeitszeit, virtuelle Teams, Social Collaboration - lange als "modischer Hype irgendwelcher Start-Ups" von einigen belächelt - demonstrieren gerade ihre Alternativlosigkeit. Corona wirkt quasi als Digitalisierungs-Turbo. Wer jetzt nicht am entsprechenden "Mind-Set", passenden Skills und notwendiger technischer und prozessualer Ausstattung arbeitet, dem werden die Mitarbeiter*innen scharenweise davonrennen.

3. Hypothese: Die Einschränkungen durch die Pandemie rücken die gesellschaftliche Bedeutung von bestimmten Berufen und Berufungen in ein korrigiertes Licht. Das wird (hoffentlich!) auch nach der Krise andauern. Wir haben verstanden, dass die Arbeit der Kolleg*innen z. B. der Abfallwirtschaft, der Heil- und Pflegeberufe und des Lebensmittelhandels einen höheren Wert hat, als es ihre Vergütung repräsentiert. Sinn und Arbeitsplatzsicherheit wirken wieder sexier als Boni. Als Folge könnte ein Bereich absolut profitieren: der öffentliche Dienst - der zu großen Teilen bereits "moderner" tickt, als man es ihm klischeehaft nachsagt. Das wissen wir aus der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit unseren Kunden des ÖD.